Burnout und Stress
Auch wenn das Burnout-Syndrom bereits in den 1970er Jahren vom Psychoanalytiker Herbert Freudenberger zum ersten Mal beschrieben wurde, erhält es doch erst seit wenigen Jahren eine verstärkte Aufmerksamkeit.
Schätzungen zufolge leiden etwa zehn Prozent der Bevölkerung an einem krankhaften Burnout, weitaus mehr Menschen befinden sich in einer Vorstufe zur absoluten Erschöpfung und laufen Gefahr, völlig auszubrennen.
Wer sich erst mit viel Motivation in die Arbeit stürzt, irgendwann zynisch und gereizt wird, sich von seinem Umfeld zurückzieht, schließlich kaum mehr die nötige Konzentration für kurze Tätigkeiten aufbringt und sich ständig erschöpft fühlt, könnte an einem Burnout leiden.
Ein Burnout ist keine plötzlich auftretende Erkrankung, sondern entwickelt sich schleichend. In den frühen Stadien kann eine Veränderung der inneren Einstellung zur Arbeit und Entlastung im familiären Alltag einem schweren Verlauf vorbeugen.
Die Psychotherapie hilft dabei, eine gesunde Work-Life-Balance zu finden, das eigene Zeitmanagement zu verbessern und Freizeit wieder als solche wertzuschätzen. Ist das Burnout-Syndrom bereits voll entwickelt, leiden Betroffene häufig auch an Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken. In diesem Fall sollte umgehend eine psychotherapeutische Behandlung erfolgen.
Welche Faktoren begünstigen ein Burnout?
Ob ein Mensch besonders Burnout gefährdet ist, hängt nicht nur von den äußeren Umständen ab, sondern auch von der inneren Einstellung und Persönlichkeit.
Äußere Faktoren, die ein Burnout begünstigen, können sein:
- hohe Leistungsanforderung im Job
- Doppelbelastung durch Beruf und Familie
- Zeitdruck
- verantwortungsvolle Tätigkeit
- schlechte Bezahlung
- Angst vor Jobverlust
- Mobbing
- mangelnde Wertschätzung der eigenen Arbeit durch Kollegen oder Vorgesetzte
Die inneren Faktoren spielen ebenfalls eine große Rolle. Menschen, die ein erhöhtes Risiko für ein Burnout-Syndrom haben, sind meist…
- hochmotiviert
- ehrgeizig
- perfektionistisch
- hoher innerer Erfolgsdruck
- engagiert
- idealistisch
Welche Stadien des Burnout-Syndroms gibt es?
Ein Burnout bahnt sich schleichend an und ist vor allem im Frühstadium für Betroffene wie auch für Außenstehende schwer zu erkennen. Aufgrund der ständigen Überanstrengung ist der gesamte Organismus einem permanent erhöhten Stresslevel ausgesetzt. Ab wann und wie der Körper und die Psyche darauf reagieren, ist dabei bei jedem Menschen unterschiedlich.
Die Einteilung des Burnout-Syndroms in 12 Stufen ist daher nur eine ungefähre Richtlinie. Nicht jeder Betroffene durchlebt jedes Stadium, manchmal überschneiden sich Symptome unterschiedlicher Stadien und auch eine Besserung durch eine bewusste Änderung des Lebensstils ist möglich.
Um eine nachhaltige Veränderung gewohnter Verhaltensmuster zu erreichen, sollte eine psychotherapeutische Behandlung und eine entsprechende Anpassung des Stresslevels an die eigenen Ressourcen erfolgen.
Burnout-Stadium 1: Der Wunsch nach Anerkennung
Was mit Freude, Motivation und Ehrgeiz begann, wird zunehmend zu einem verbissenen Streben nach Bestätigung und Anerkennung. Dazu zählt nicht nur das Lob von KollegInnen und Vorgesetzten, sondern vor allem auch von sich selbst. Betroffene wollen sich selbst beweisen, dass sie jede Herausforderung meistern und unverzichtbar sind, stecken ihre Ziele dabei immer höher und übergehen zugleich immer häufiger ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen.
Burnout-Stadium 2: Gesteigerte Leistung
Um diese hohen Zielen zu erreichen, muss sich der Betroffene noch mehr einsetzen. Das Gefühl, unersetzlich zu sein, nimmt zu. Das hat auch zur Folge, dass immer weniger Aufgaben an andere abgegeben werden können und das eigene Arbeitspensum dadurch noch weiter steigt.
Burnout-Stadium 3: Übergehen der eigenen Bedürfnisse
Die eigenen körperlichen und sozialen Bedürfnisse rücken stärker in den Hintergrund. Der Betroffene schläft nicht mehr ausreichend, isst unregelmäßig oder ungesund und greift stattdessen vermehrt zu Alkohol, Kaffee oder Zigaretten. Freizeit, das Ausüben von Hobbys oder Treffen mit Freunden werden als Zeitverschwendung angesehen.
Burnout-Stadium 4: Verdrängung innerer und äußerer Konflikte
In vielen Fällen wird dem Betroffenen in diesem Stadium bewusst, dass etwas nicht stimmt. Die Sorge vor möglichen Konsequenzen einer radikalen Änderung des Arbeitsverhaltens hält ihn jedoch davon ab, sich diesen Konflikten zu stellen. Aufgrund der ständigen Überlastung macht er Schlampigkeitsfehler und wird unzuverlässig, was zu Konflikten am Arbeitsplatz und im Privatleben führt. Häufig treten ab diesem Stadium die ersten körperlichen Symptome auf.
Burnout-Stadium 5: Veränderte Wahrnehmung und andere Werte
Die Verleugnung der eigenen Bedürfnisse führt zu einer Verschiebung der Werte. Zwischenmenschliche Beziehungen und Dinge, die der Betroffene eigentlich immer genossen hat, sind plötzlich nicht mehr wichtig und werden eher als Belastung empfunden. Das Einzige, das zählt und über das sich der Betroffene definiert, ist der Job. Für Gefühle und Beziehungen bleibt da nur mehr wenig Platz.
Burnout-Stadium 6: Abstumpfung und ignorieren der Beschwerden
Es wird immer schwieriger, die körperlichen Beschwerden zu ignorieren. Neben Müdigkeit, Erschöpfung, Verdauungsproblemen und Kopfschmerzen können auch Angstattacken auftreten. Der Betroffene verlangt sich weiterhin viel zu viel ab und stellt zugleich sein Umfeld als faul und dumm dar. Soziale Kontakte sind für ihn jetzt eine große Belastung, er reagiert zynisch und aggressiv auf andere.
Burnout-Stadium 7: Rückzug
Die frühere Motivation im Arbeitsalltag ist verflogen, der Betroffene erledigt nur mehr das Notwendigste. Alkohol, Medikamente und auch andere Drogen helfen dabei, die Hoffnungslosigkeit erträglicher zu machen. Negative Gefühle und Gedanken überwiegen in diesem Stadium und Sozialkontakte werden auf ein absolutes Minimum reduziert.
Burnout-Stadium 8: Offensichtliche Veränderung des Verhaltens
In diesem Stadium wird die Persönlichkeitsveränderung auch für Außenstehende offensichtlich. Der Betroffene zieht sich vollkommen zurück, ist ängstlich, lustlos und nimmt jede Kritik oder Anregung sehr persönlich.
Burnou-Stadium 9: Depersonalisierung – Entfremdung von sich selbst
Der Betroffene spürt sich selbst nicht mehr. Sein Leben empfindet er als einen mechanischen Ablauf ohne jeglichen Sinn. Er selbst funktioniert dabei einfach nur mehr wie eine Maschine.
Burnout-Stadium 10: Innere Leere
Der Betroffene versucht, die innere Leere mit schnellen Befriedigungen zu füllen. Das können Alkohol oder Drogen sein, exzessives Shopping oder auch ein gesteigertes sexuelles Verlangen.
Burnout-Stadium 11: Depression
Das Burnout ist an diesem Punkt kaum mehr von einer Depression zu unterscheiden. Der Betroffene quält sich morgens aus dem Bett, ist erschöpft, niedergeschlagen und verzweifelt. Er sieht keine positive Zukunft für sich selbst und verliert jede Perspektive.
Burnout-Stadium 12: Völlige Erschöpfung
Im letzten Stadium tritt der völlige Zusammenbruch ein. Der Betroffene ist wie gelähmt, sein Körper ist geschwächt und das Risiko für ernsthafte Erkrankungen stark erhöht. Aufgrund der hohen Suizidgefahr besteht dringender Handlungsbedarf!
Was kann ich tun, wenn ich mich ausgebrannt fühle?
Achten Sie auf sich selbst und hören Sie genau hin, was Ihr Körper Ihnen sagen möchte. Ein Burnout beginnt meist mit körperlichen Symptomen, die häufig ignoriert werden. Wer ist nicht schon mindestens einmal zur Arbeit gegangen, obwohl er sich nicht wohl gefühlt hat?
Eine Psychotherapie hilft Ihnen dabei, sich selbst wieder Ruhephasen zuzugestehen und den Alltag so umzustrukturieren, dass Zeit für Sie selbst bleibt. Bei einer besonders belastenden Situation am Arbeitsplatz ohne Aussicht auf Besserung kann die psychotherapeutische Unterstützung helfen, die notwendigen Schritte zu erkennen und umzusetzen. Eine weitere Begleitung hilft dabei, nicht wieder in eine Überlastung zu schlittern und Anzeichen für ein erneutes Burnout frühzeitig zu erkennen.